Einige werden sich persönlich an Erika erinnern. Sie ist am 6.10.2017 im Alter von 98 Jahre gestorben. Erika Wunderer war das älteste Frauenliga-Mitglied in Deutschland. Bereits 1956 trat sie der […]
Einige werden sich persönlich an Erika erinnern. Sie ist am 6.10.2017 im Alter von 98 Jahre gestorben.
Erika Wunderer war das älteste Frauenliga-Mitglied in Deutschland.
Bereits 1956 trat sie der Gruppe München bei. Sie hat die IFFF jahrzehntelange großzügig unterstützt.
Sie war eine ungewöhnliche Frau.
Ihr Vater und ihre Großeltern schickten das kleine Mädchen 1929 aufs Gynmnasium nach Trier. Die Mutter starb bereits als sie ein halbes Jahr alt war. Aber ihre Oma hat sie liebevoll erzogen und ihr frühzeitig beigebracht „Du bist kein Untertan“. Ihr Vater brachte sie nach dem Abitur in München bei der Eisenbahn unter. Aufgrund ihrer guten Ausbildung und ihres Könnens wurde sie in der Finanzdirektion zur Abteilungsleiterin. Seit 1939 lebte sie mit ihren Angehörigen in Giesing. Sie hat den Zweiten Weltkrieg als Zivilisationsbruch und große Katastrophe erlebt und war sicher, dass es nie wieder Krieg geben soll.
Sie war aktiv bei der Gewerkschaft, bei der SPD und dann bei der Frauenliga. Sie hat die Aktionen gegen die Wiederbewaffung, gegen den Atomtod, gegen Wackersdorf, die Ostermärsche und vieles andere unterstützt.
Sie fuhr mit zu den Kongressen der Frauenliga nach Den Haag, Helsinki u.a. Überhaupt reiste sie nach ihrer Pensionierung gerne ins Ausland. Mit 94 Jahren war sie zuletzt in Tunesien. Auf meine Frage: „Erika traust Du Dich mit Deinen Geheinschränkungen noch soweit zu fahren“ kam die Antwort „Meine Krücken laufen in Afrika genauso gut wie in München.“
Sie hat viele Länder und Städte gesehen und immer kam sie mit ihrer offenen Art mit Leuten ins Gespräch. Literatur, Kunst, Musik interessierten sie sehr. Sie hat viele Angebote genutzt, um ihren Geist zu schärfen. Sie war sehr an Politik interessiert und hat bis vor einem Jahr jede Woche den SPIEGEL gelesen. Sie wusste Bescheid und hat mit mir über die weltpolitische Lage diskutiert.
Bis zum Mai lebte sie in ihrer Wohnung. Nach einem Sturz, von dem sie sich nicht mehr erholt hat, mussten wir sie im Pflegeheim unterbringen. Dort ist sie nun verstorben.
Ihre Verwandten werden ihren Wunsch erfüllen und eine Seebestattung in der Ostsee organisieren.
Wir verabschieden uns mit Trauer und Dankbarkeit.
Brigitte Obermayer