Preisträgerin 2021: Efi Latsoudi aus Griechenland

Am 10.09.2021 vergab die Internationale Frauenliga für Frieden und Freiheit in Kooperation mit der Stadt Verden den Rebellinnen gegen den Krieg – Anita-Augspurg Preis an die griechische Psychologin Efi Latsoudi, die sich seit vielen Jahren für geflüchtete Menschen auf der Insel Lesbos einsetzt.

Efi Latsoudi hat die Organisation Lesvos Solidarity mitgegründet, ein Netzwerk von Menschen, die sich gemeinsam für ein Leben in Würde und Menschlichkeit engagieren.

Mit Einwohner*innen der Insel Lesbos und Geflüchteten schuf Efi zusammen das Camp PIKPA, in dem marginalisierte Menschen (Schwangere, unbegleitete Kinder, ältere Menschen und Menschen mit Behinderungen) untergebracht wurden. Das Camp bestand von 2012 bis zum Oktober 2020. Es wurde von den griechischen Behörden geschlossen. Seitdem versuchen Efi und weitere Aktivist*innen einen neuen Ort für ihre Arbeit zu finden.

Preisverleihung

Bürgermeister Lutz Brockmann, Preisträgerin Efi Latsoudi, Co-Vorsitzende der IFFF Marieke Fröhlich, Laudatorin Madita Standke-Erdmann, Ministerin Daniela Behrens (v. links)
Bürgermeister Lutz Brockmann, Preisträgerin Efi Latsoudi, Co-Vorsitzende der IFFF Marieke Fröhlich, Laudatorin Madita Standke-Erdmann, Ministerin Daniela Behrens (v. links)

Die Stadt Verden richtete die Preisverleihung im Dom aus. Pastor Möring hatte aufgrund der Coronamaßnahmen den Raum zur Verfügung gestellt.

Es war ein besonderer Rahmen, in dem die Würdigung stattfinden konnte. Frau Daniela Behrens, Ministerin für Soziales, Gesundheit und Gleichstellung in Niedersachsen, brachte Grußworte und Bürgermeister Lutz Brockmann hieß uns zur vierten Preisverleihung herzlich willkommen.

Die IFFF freut sich besonders, dass in Verden ein Anita-Augspurg-Verein gegründet wurde, um an unsere Mitgründerin zu erinnern.

Weitere Begegnungen

Bürgermeisterin der Stadt München Verena Dietl mit Efi Latsoudi am 15.09.2021 vor dem Sitzungssaal im Rathaus.
Bürgermeisterin der Stadt München Verena Dietl mit Efi Latsoudi
Hager Ali (moderator), Efi Latsoudi, Barbara Lochbihler and Julia Fischer-Ortmann (Photo by: Stella Balouka)
Hager Ali (moderator), Efi Latsoudi, Barbara Lochbihler and Julia Fischer-Ortmann

Im Anschluss an die Preisverleihung fand eine Informationsreise durch Deutschland statt. Efi Latsoudi war in Hamburg, Berlin, München und Frankfurt (Main) zu Besuch. Die Ziele dieser Reise waren das persönliche Kennenlernen, das Teilen von Wissen über die europäische Politik an den Außengrenzen und die Vernetzung von Akteur*innen aus der Menschenrechts- und Geflüchtetenbewegung. Es wurde auch die Gelegenheit genutzt, um Politiker*innen zu treffen, die sich für die Rechte von Geflüchteten einsetzen.

Efi Latsoudi wurde nicht müde, die Abschreckungspolitik der EU am Beispiel der Lager auf Lesbos zu kritisieren und eine menschenwürdige Unterbringung Geflüchteter anzumahnen. Viele Bekannte und Freund*innen oder Menschen, die über Lesbos nach Deutschland gekommen sind oder schon auf der Insel mitgearbeitet hatten, hießen sie an den jeweiligen Standorten herzlich willkommen. Es wurden mit ihr auch zahlreiche Interviews geführt.

Flucht und Vertreibung sind heute die Realität von Millionen Menschen. Die meisten Geflüchteten kommen aus Konfliktgebieten, ihre Menschenrechte sind unsere Menschenrechte. Efi berichtete unter anderem über das neue Zeltlager auf Lesbos, auf dem Gelände eines Truppenübungsplatzes. Es darf von NGOs nicht betreten werden. Nur wenige haben Zugang.

Unsere Einstellung entspringt purem Realismus und jahrelanger Erfahrung mit Grenzrealitäten. Es gibt keine Sicherheit, die aus Schmerz und Ungerechtigkeit, aus grausamen Praktiken und Brutalität entsteht. Es gibt keine Zukunft, es sei denn, wir alle haben ein sicheres, gemeinsames Interesse an dieser Zukunft.

Efi Latsoudi, Dankesrede

Ein Jahr später

Efi, Susanne (die schwelle) und Stella auf dem Loriot-Sofa vor Radio Bremen

Im Mai 2022 war Efi Latsoudi in Berlin und Bremen. Sie wurde mit dem Bremer Friedenspreis von der Stiftung die schwelle geehrt.

Efi konnte uns berichten, wie sie sich weiter für Geflüchtete einsetzt und welche Folgen die EU-Grenzpolitik auf ihre Arbeit hat.

Mit dem WILPF-Mitglied Helga Merkelbach traf unsere Preisträgerin in einer Veranstaltung an der KSA-Oberschule auf Schüler*innen, um mit ihnen über ihre Arbeit ins Gespräch zu kommen. Für Lesvos Solidarity ergibt sich wahrscheinlich eine Kooperation zur künstlerischen Gestaltung einer Schulmauer am Eingang.

 

Postkarten-Kunstprojekt von Lesvos Solidarity

Postkarte aus dem Kunstprojekt von Lesvos Solidarity: „Menschen tragen ihr Haus mit sich“.

„What would you take with you if you had to leave home and you knew you might never come back?“

Die Postkarte ist Teil eines Kunstprojekts von Lesvos Solidarity: „Menschen tragen ihr Haus mit sich”. Es wurde zur Unterstützung des Camps PIKPA initiiert, das Geflüchtete zwischen 2012 und 2020 aufnahm. Die Postkarte zeigt eine Mauer, die aus weggeworfenen Materialien angefertigt wurde.

Mehr Informationen: www.lesvossolidarity.org

 

Pressespiegel

Ein Monster an Europas Grenzen
amnesty international Journal

»Das neue Moria ist noch schlimmer als das alte Camp« Efi Latsoudi arbeitet als Psychologin in der Geflüchtetenhilfe auf Lesbos. Die Situation ist verheerend.
Neues Deutschland

Stimme gegen Krieg und Vertreibung. Anita-Augspurg-Preisträgerin Efi Latsoudi zu Gast auf dem Verdener Campus
Verden Aller Zeitung

Kämpferin für eine humane Flüchtlingspolitik. Efi Latsoudi mit dem Anita-Augspurg-Preis ausgezeichnet
Verden Aller Zeitung

„Solidarität ist die Lösung.“ Engagement für Geflüchtete: Efi Latsoudi erhält den Anita-Augspurg-Preis
Verden Stadt und Land