Preisträgerin 2018: Gulnara Shahinian aus Armenien
2018 wurde die armenische Menschenrechtsverteidigerin Gulnara Shahinian aufgrund ihres herausragenden Einsatzes für Frauen und Frieden mit dem Rebellinnen gegen den Krieg – Anita Augspurg-Preis der IFFF ausgezeichnet.
Gulnara Shahinian gründete 1996 die armenische NGO Democracy Today, die demokratische Prozesse fördert, in den Aufbau einer geschlechtersensiblen und integrativen Gesellschaft investiert und den Schutz von Rechtsstaatlichkeit und Menschenrechten vorantreibt.
Gulnara studierte in Yerewan, St. Petersburg, Budapest, Cambridge und Stanford, USA u.a. Internationales Recht, Konfliktlösung, Gender Studies, englische und russische Sprachwissenschaften. Einen Masterabschluss hat sie in “International Human Rights Law” erworben.
Gulnara ist Mitglied der Expert*innengruppe gegen Menschenhandel für die Europaratskonvention und frühere UN-Sonderbeauftragte gegen alle Formen moderner Sklaverei. Sie berät internationale Gremien u.a. als stellvertretende Vorsitzende der UN Frauenrechtskommission. 2005 hatte sie den Vorsitz der Expert*innengruppe zu CEDAW und Gewalt in der Familie der UN-Kommission für den Raum Asien/Pazifik. Sie ist seit zwei Jahrzehnten im Stadtrat in Yerevan und war auch länger Vorsitzende der armenischen Frauenunion. Als Autorin zahlreicher Bücher und Artikel und setzt sie ihr theoretisches Wissen in Trainings zur Friedens- und Konfliktregelung lokal und regional in zahlreichen Netzwerken in die Praxis um.
1996 gründete sie Democracy Today und arbeitet insbesondere mit jungen Frauen, um sie zu fördern, ihre Rechte zu erkennen und einzufordern. Die jüngsten politischen Ereignisse haben die Hoffnung von einem demokratischen, friedlichen und freien Armenien gestärkt. Im Mai 2018 war die demokratische Entwicklung des Landes in Gefahr. Panzer rollten, Militär und Polizei waren in Alarm versetzt, um Unruhen in der Bevölkerung gegen die Selbstermächtigung des Präsidenten zu bekämpfen. Die Zivilgesellschaft, vor allem Frauen, schlossen sich dem Protestmarsch der Opposition und den Demonstrationen in allen Landesteilen an. Junge Frauen von Democracy Today waren in vorderster Reihe der Protestketten. Schließlich zog sich das Militär zurück, die Presse, zuvor Organ der Regierungspartei, begann von einer »Samtenen Revolution der Liebe« zu schreiben. Die Frauen sind sehr stolz darauf, maßgeblich zu der Veränderung hin zur Demokratie beigetragen zu haben. Dieser Erfolg beruht vor allem auf der Arbeit von Gulnara Shahinian.
Gulnara Shahinian im Interview
Preisverleihung
Laudatio Heidi Meinzolt DE / EN
Die Stadt Verden hat die Preisverleihung mit einem abwechslungsreichen Programm aus vollem Herzen unterstützt, wieder konnte sich eine Preisträgerin ins Goldene Buch der Stadt eintragen. Bürgermeister Brockmann betonte, dass er auf die Kontinuität dieser Zusammenarbeit auch im kommenden Jahr setzt.
Gulnara und „Democracy Today“ recherchierten aufwendig und tiefgreifend, um eine sinnvolle Verwendung für das Preisgeld zu finden. Grund dafür war der Anspruch, die Mittel so zu verwenden, dass sie der Idee der Auszeichnung entsprechen: Dem rebellischen Geist Anita Augspurgs. Gulnaras Organisation arbeitet in den Grenzgebieten Armeniens, wo die Menschen noch immer ihren Alltag unter Beschuss verbringen. Dort gründete sie zunächst einen Friedensclub mit einer Diskussionsreihe über Anita Augspurg und ähnliche Frauen der armenischen Geschichte, wie z.B. Zabel Yesayan.
Davon ausgehend schuf sie eine Plattform zur Förderung junger Frauen und ihrer innovativen Ideen. Dies konnten Existenzgründungen – eher sozial orientiert – oder Stipendien für eine Zusatzausbildung sein, die jungen Frauen neue Perspektiven eröffnen. Auch Sprachkurse, zusätzliches Computerwissen oder neue innovative Fähigkeiten, um die eigene Karriere voranzubringen, wurden als förderungswürdig angesehen. Aktuell arbeitet „Democracy Today“ daran, die in diesem Rahmen vorgeschlagenen sozial orientierten Geschäftsideen weiterzuentwickeln und integrativer zu machen. Von dem Preisgeld wurden außerdem zehn junge Frauen aus Nagorno Kharabach und den Grenzregionen Armeniens dabei unterstützt, an der diesjährigen internationalen Frauen an die Friedenstische-Konferenz in Jerewan teilnehmen zu können. Weitere Spenden gingen an eine Frauengruppe, die sich für die Unterstützung von Mädchen mit Behinderungen einsetzt.
Weitere Begegnungen
Neben der Preisverleihung in Verden fand eine Osteuropa-Matinee mit Frauen aus Armenien, Georgien, Kirgistan, Schweden, Italien und der Ukraine in Hamburg statt. Der Austausch wurde von der Ligafrau Sabine Hoffkamp mit Student*innen organisiert. Im Zentrum standen die Fragen: Was heißt Demokratie heute und welche Rolle spielen Medien in Demokratisierungsprozessen? Wie bedeutend ist der Einfluss von Frauen?
Presse
Anita-Augspurg-Preis – Glauben an eine ideale Welt
Weser Kurier
Gulnara Shahinian erhält Preis „Rebellinnen gegen den Krieg“
Kreiszeitung